Ein napoleonischer Veteran in niederländischer Uniform
Diese seltene Darstellung des Belgiers Jean-François van Wesel in einer Infanterieuniform der königlich-niederländischen Armee, wie sie damals auch in Luxemburg getragen wurde, veranschaulicht den beispielhaften Werdegang von Veteranen, die unter Napoleon eingezogen wurden und ihren Dienst im Königreich der Vereinigten Niederlande fortsetzten. Van Wesel gründet 1821 die Schutterij in Kortrijk und nimmt damit die Gründung dieser Kommunalgarden (Schutterijen) im gesamten Königreich im Jahr 1827 vorweg.
Sein Ehrendegen, der ihm von Napoleon verliehen wurde, ist überliefert, ebenso wie der des Luxemburgers Michel Eiffes vom 13e régiment de ligne. Der napoleonische Adler auf der Muschel wurde durch die Initiale W des König-Großherzogs Willem I. ersetzt.
Feldmütze des Kronprinzen Willem, ab 1840 König-Großherzog Willem II.
Da ich weiß, daß dem Luxemburger das Andenken Wilhelms des 2ten, auch bis in die entfernteste Zeiten theuer sein wird, so erlaube ich mir, Ihnen einen Gegenstand zu übersenden, der seinem früheren Besitzer nützliche Dienste im Feld leistete und den ich gut bewahrt wissen möchte. Sie empfangen hierbei zur Aufbewahrung im alterthumsforschenden Gesellschaftscabinet,, die Feldmütze, welche der nacherige König Wilhelm der Zweite, als Feldherr und Colonel General der Schuttereyen, im Zehntätigen Feldzuge trug.“ Ich hoffe, Sie werden diesem Kleinod, das ein geliebtes Haupt deckte, gern einen Platz im Museum bestimmen und bescheinigen dessen Ächtheit., schreibt Wilhelm Heinrich von Ziegesar, königlich-niederländischer Premierlieutnant außer Dienst und Oberdirector der königlichen Privatdomänen in Berg (Luxemburg), als er diese Mütze dem Museum am 2. Februar 1857 überlässt.
Die regulären Truppen, die am Zehn-Tage-Feldzug gegen Belgien im August 1831 teilnahmen, wurden mit dem „Hasselter Kreuz“, einem neu gegründeten militärischen Orden, ausgezeichnet, wie der Dragoner Henri de Roisin und der Lancier Martin Baudouin. Ihre Uniformen gehören zum Erscheinungsbild der niederländischen Truppen in Luxemburg.
Das belgische 2e régiment des Chasseurs à pied
Freiwillige Luxemburger schließen sich den Aufständischen in Brüssel an. Am 27. November 1831 bilden sie zum größten Teil das 2. belgische Regiment der Jäger zu Fuß. Die Rekruten stammen aus allen Ecken und sozialen Schichten des Großherzogtums.
In Luxemburg wird mit Beginn der Belgischen Revolution die niederländische Schutterij zur belgischen Garde civique. Der Wehrdienst besteht fort in Form der Milice nationale – allerdings für die belgische Armee in Arlon und Bouillon.
Kolonialarmee und Fremdenlegion
Zwischen 1850 und 1890 dienen 369 Luxemburger im Koninklijke Nederlandsch-Indisch Leger. Viele waren zuvor im Luxemburger Bundeskontingent, im Luxemburger Jägercorps und in der französischen Fremdenlegion aktiv.
Franz Carl Hartmann wird im Hunsrück geboren, wächst aber in Luxemburg auf. Im Alter von 15 Jahren tritt er der preußischen Garnison der Bundesfestung bei. Ab 18 Jahren muss er seinen Wehrdienst in der Nationale Militie ableisten und wechselt 1829 in niederländische Dienste. Von 1830 bis 1834 ist er an unterschiedlichen Gefechten der Belgischen Revolution beteiligt und wird 1837 zu den Niederländisch-Ostindischen Truppen versetzt. 1841 geht er als einer der ersten Offiziere ins Bundeskontingent und avanciert zum Kommandanten.
Während seine Biographie von Nicolas Liez verfasst wird, schreibt Louis-Joseph Zelle seine Erfahrungen im Bundeskontingent und in der Niederländisch-Ostindischen Armee im einzigartigen Myn Wedervaren selbst nieder.
Meldelisten und Matrikelbücher des Luxemburger Bundeskontingents
Erste Rekruten treffen am 8. Oktober 1842 in Echternach ein. Es ist ein bunter Haufen aus 74 aus niederländischen Diensten zum Kontingent versetzten luxemburgischen Soldaten. Anfang 1843 stoßen 53 Freiwillige aus dem Großherzogtum, 24 Deutsche, 9 Holländer, 7 Belgier, 1 Spanier und 1 Däne dazu. Bei ihrer Ankunft in Echternach legen sie die Meldelisten vor, die ihre Dienstfähigkeit belegen und ihre bisherige Karriere nachzeichnen, wie Christian Philippe Bruinier aus dem 8. niederländischen Infanterieregiment, der sich 1840 zu acht Jahren Dienst verpflichtet.
Die Dienstzeit der Mannschaften wird in elf Matrikelbüchern festgehalten, die bis zur Auflösung des Bundeskontingents 1866 und des Jägercorps im Jahr 1881 Einträge von nicht weniger als 11.555 Soldaten verzeichnen – ein erheblicher Anteil der damaligen Bevölkerung.
Aus etwa 1.500 für den Wehrdienst tauglich befundenen 18-Jährigen werden um die 300 Milizionäre pro Jahr zum Kontingent gelost. Die Milizionäre müssen acht Jahre Dienst leisten, können sich aber durch Stellung eines Ersatzmannes von der Dienstpflicht befreien. Ihre Ausbildung dauert fast zwei Jahre. Danach werden sie jährlich im Herbst für Manöverübungen einberufen. Freiwillige und Milizionäre, die sich weiterverpflichten, steigen zu Unteroffizieren auf.
Von Luxemburg nach Galizien
Im Rahmen der Unruhen von 1848 war der ehemalige Staatskanzler de Blochausen (1840-1848) am 2. April vom König-Großherzog Willem II. entlassen worden. Gekränkt, zurückgezogen auf Schloss Birtringen bei Ettelbrück, sieht er im Bundeskontingent keine Zukunft für seinen jüngeren Sohn Auguste (1836-1854) und knüpft an die adlige Tradition des Militärdiensts für die Habsburger an. So platziert er seinen Sohn ins 11. Husarenregiment der k.k. Armee, das 1853 im Krimkrieg eingesetzt wird. Noch bevor seine Karriere beginnt, erliegt Auguste einem schweren Infekt im harten Winter 1854 in Galizien. Seine scharlachrote Säbeltasche bleibt der Familie als Andenken.
Offizierscliquen
Am 18. November 1844 teilt Gouverneur de la Fontaine dem Staatskanzler Blochausen vertraulich seine Meinung über die Offiziere des Bundeskontingents mit. Zwischen den Offizieren bestehen „deutsche“ und „niederländische“ Parteiungen.
Seit 1842 sind die Offiziersstellen auf Jahrzehnte hin mit den Dienstältesten besetzt. Die jüngeren Offiziere befürchten 1848 eine weitere Verschlechterung der Karriereaussichten unter dem neuen niederländischen Kontingentskommandanten Christiaan P. Winckel. Deshalb legen elf Offiziere, darunter acht Luxemburger Protest beim König-Großherzog Willem II. gegen dessen Ernennung ein.
Am Kommandanten Winckel entzündet sich im Zuge der Unruhen in Diekirch und Echternach der Unmut der luxemburgischen Milizionäre, die im Mai die Absetzung der niederländischen Offiziere fordern. Die Regierung beschließt daraufhin die Auflösung des Bundeskontingents.
Willem II. erlässt am 21. Juli den Jägern, die meuterten, die Strafe. Seine Offiziere stellt er vor die Wahl zwischen Naturalisierung oder Abschied. Daraufhin werden 18 Offiziere naturalisiert. Winckel weigert sich und kehrt in die Niederlande zurück.
Munchens Uniform und Chelius‘ Tschako
Der am 31. Januar 1819 in Luxemburg geborene Louis-Alphonse Munchen ist der einzige Offizier, von dem ein Porträt in der Uniform des limburgisch-luxemburgischen Bundeskontingents bis 1847 überliefert ist. Mit dunkelgrünem Leibrock, rotem Kragen, blauer Hose, silbernem Besatz und orangener Schärpe entspricht sie einer typischen holländischen Uniform. Der hohe Tschako mit dem weißen Paradefederschmuck trägt das Horn der Jägereinheiten unter der orangenen Kokarde.
1847 wird der Tschako – eine Art Militärhut – zylindrisch und kornblumenblau. 1860 wird ein niedrigeres Modell eingeführt. Dieses Exemplar gehörte Hauptmann Johann Jakob Chelius.
Die Orgel des König-Großherzogs
Die Portativorgel wird 1845 von der niederländischen Firma J. Bätz & Co für den König-Großherzog Willem II. in seiner Residenz in Walferdingen gebaut. Das ursprünglich helle Eichenholz wird mit Ochsenblut gebeizt, um zu den Mahagonimöbeln im Schloss zu passen.
Willem II. schenkt diese Orgel den katholischen Offizieren für den Militärgottesdienst in der Muttergotteskapelle in Echternach, nachdem er zuvor den protestantischen Offizieren bereits ein Exemplar geschenkt hatte.
1815 wurden erstmals mit den preußischen und niederländischen Truppen protestantische Soldaten nach Luxemburg verlegt, für die Garnisonskirchen eingerichtet werden mussten. Die luxemburgischen Soldaten des Bundeskontingents gehörten mehrheitlich dem katholischen Glauben an.
Die Fahne des 2. Jägerbataillons
Am 30. September 1853 überreicht Prinz Heinrich in einer feierlichen Zeremonie auf dem Exerzier-Platz auf der „Beforter Heed“ die neuen Fahnen an die Jäger. Beide Bataillone führen dieselben Fahnen. Auf der Vorderseite befindet sich jeweils das gekrönte Monogramm „W“ des König-Großherzogs Willem III. und auf der Rückseite der Luxemburger Löwe.
Als 1868 das zweite Bataillon aufgelöst wird, wird diese Fahne dem Museum übergeben. Die Freiwilligenkompagnie wird die Fahne des 1. Jägerbataillons übernehmen.
König-Großherzog Willem III., Oberbefehlshaber des Luxemburger Bundeskontingents
Dieses außergewöhnliche Porträt von Léon Lyon, eine großzügige Leihgabe der Cour grand-ducale, ist, zusammen mit seinem Modello, die einzige bekannte Darstellung des noch jungen König-Großherzogs Willem III. in einer luxemburgischen Sammlung. Die Inschrift Berg, die auf Chassis und Rahmen eingebrannt ist, weist darauf hin, dass das Gemälde Teil der Güter ist, die sich auf Schloss Berg befanden, als Großherzog Adolph von Luxemburg es 1891 von der niederländischen Königin Wilhelmina erwarb.
Darüber hinaus ist das Gemälde die einzige erhaltene Repräsentation eines Oberbefehlshabers des Luxemburger Bundeskontingents in Uniform. Willem III. ist in der dunkelgrünen, einreihigen Uniform gekleidet, die das Kontingent zwischen 1850 und 1868 trägt.
Nach dem ersten Besuch von Willem III. in Luxemburg im Jahr 1855 nutzt der geschäftstüchtige Buchhändler Victor Hoffman 1857 die Gelegenheit, eine Lithografie von Lyons Porträt des König-Großherzogs in der Uniform des Bundeskontingents zu verbreiten. Sie erfreut sich größter Beliebtheit und figuriert sogar auf Photos des Bundeskontingents.
Gewehre aus Lüttich
Das Kontingent hat einen Bedarf von 2.500 Gewehren und 190 Karabinern, die doppelte Anzahl der Soldaten.
Ab 1845 stellt Joseph Lemille in Lüttich neben den Infanteriegewehren ab 1845 auch Büchsen für die Tirailleure und Kavalleriewaffen her. Nach der Bundesinspektion 1858 werden sie „nur mangelhaft als kriegstüchtig“ bezeichnet. 1859 werden die vorhandenen Gewehre deshalb mit gezogenen Läufen ausgestattet und auf das System Minié umgebaut.
Zwei Jahre später werden auf Druck des Bundes, der die Kalibergleichheit bei allen Kontingenten einführt, alle Gewehre durch Zündnadelgewehre der Hersteller Dreyse und Doersch/Baumgarten ersetzt.
Kavalleriewaffen des Bundeskontingents in Dänemark
Die Waffen der Kavallerie des luxemburgischen Bundeskontingents – 217 Karabiner, 27 Pistolen und 321 Säbel – werden 1848 an die dänische Armee verkauft. Die Dänen befanden sich jedoch im Krieg mit dem Deutschen Bund – das Bündnis, für das Luxemburg gerade sein Kontingent aufstellen musste – um die Souveränität der Fürstentümer Schleswig und Holstein. Im Frühjahr 1849 wird die Reserve des luxemburgischen Kontingents mobilisiert, um an den Kämpfen teilzunehmen. Im März erhält ein Bataillon von 800 luxemburgischen Soldaten den Marschbefehl nach Schleswig, wo sie vor allem ihren eigenen Waffen gegenübergestanden hätten. Nur dank der Weigerung von König-Großherzog Willem III. die luxemburgische Truppe zu entsenden, entgeht sie dem Konflikt.
Otto von Bismarck, Ministerpräsident von Preußen, treibt am 1. Februar 1864 Preußen und Österreich im Alleingang zu einem zweiten Deutsch-Dänischen Krieg. Nach einmonatiger Belagerung stürmen preußische Truppen die Düppeler Schanzen am 18. April. Diese Entscheidungsschlacht ist eine der ersten, deren verheerenden Auswirkungen fotografisch festgehalten und verbreitet werden.
Die Uniform der Luxemburger Jäger
Am 28. April 1869 genehmigt König-Großherzog Willem III. den Luxemburger Jägern eine neue Uniform. Noch tragen sie die alten Röcke des Bundeskontingents, die nun umgearbeitet werden. Der dunkelgrüne Waffenrock wird aufgehellt und zum Zweireiher umgeschneidert. Die Hose wird hellgrau. Der zuvor kornblumenblaue Passepoil wird karmesinrot.
Zuständig für die Durchführung der Umarbeitung von über 1.000 Uniformstücken, die erst 1871 abgeschlossen sein wird, ist der Quartiermeister Dirk Egberts van Bennekom.
Die schiere Menge sprengt die Kapazitäten der Gefängnisnäherei in Luxemburg-Grund und lässt es auch nicht zu, dass die Uniformen in die Tuchfabrik nach Esch/Sauer gebracht werden, um dort, wie bei kleineren Mengen vorher üblich, neu eingefärbt zu werden. Die Tuchweberei Godchaux frères et Cie in Schleifmühle wird ab jetzt zur alleinigen Bezugsquelle für Uniformtuch.
Das helle Grün der Jägeruniform wird nach einem knappen Jahrzehnt durch ein weniger empfindliches Dunkelblau ersetzt. Van Bennekom beaufsichtigt diese Änderungen nicht mehr, denn er wird am 13. Mai 1878 pensioniert. Seine Familie überlässt den neuen Tschako (eine Art Militärhut), die Feldmütze und seine Epaulettenstege und Achselschnüre dem Museum.
Das Musikkorps des Bundeskontingents
Das Musikkorps des Bundeskontingents ist das älteste professionelle Blasorchester des Großherzogtums. Mit der Entstehung des 2. Jägerbataillons 1847 wird neben Echternach in Diekirch eine weitere Kapelle aufgestellt, deren Dirigent der gerade einmal 20-jährige Jean-Antoine Zinnen wird. 1861 schafft die Garnisonsmusik in Diekirch neue Instrumente an, darunter einen repräsentativen Schellenbaum.
Ab 1850 stellt anlässlich der jährlichen Parlamentseröffnung abwechselnd ein Bataillon mit seiner Kapelle die Ehrengarde für Prinz Heinrich, den Bruder und Stellvertreter des König-Großherzogs Wilhelm III., vor dem großherzoglichen Palast.
Erst nachdem die preußische Garnison die Festung verlassen hat, ziehen die Jägerbataillone, angeführt von den Klängen des Schellenbaums, am 9. September 1867 in die Stadt Luxemburg ein. Zusammen mit dem 2. Bataillon wird die Diekircher Garnisonskapelle 1868 aufgelöst. Der Schellenbaum wird dem Museum übergeben.