Kasematte 10: Die Blüte der Stadt Luxemburg (1883-1903)

Die frühere Festungsstadt verändert sich in atemberaubendem Tempo. Die „offene” Stadt wächst rasant. Neue Viertel entstehen an den Ausfallstraßen und bieten dem Bürgertum die Möglichkeit zur Selbstdarstellung. Der Bau der Adolph-Brücke eröffnet neue Perspektiven und erschließt einen vollständig neuen Stadtteil zwischen Altstadt und Bahnhof. Den Einwohnern eröffnen sich völlig neue Aussichten auf ihre Stadt, von Standorten aus, die jahrhundertelang unzugänglich waren, da sie im militärischen Sperrgebiet lagen. Der bekannte französische Landschaftsgestalter Edouard André legt im Auftrag der Stadt auf den Festungsbrachen weitläufige Parkanlagen an, die sich bis heute als grüner Gürtel um die Innenstadt legen.

Bald schon entwickelt sich eine Nostalgie der Festung. Besonders pittoreske Elemente, wie die Drei Eicheln oder die sogenannten Spanischen Türmchen oder der Turm Malakoff bleiben bestehen. Die noch erhaltenen Bauinschriften werden sorgfältig ausgebaut und für ein zukünftiges Museum eingelagert. Guillaume Weydert, Kapitän der Freiwilligenkompanie, der neustrukturierten luxemburgischen Streitkräfte, schafft ein großformatiges und detailreiches Gipsmodell der ehemaligen Festung, aus dem 1903 in einer aufwändigen Aktion das beeindruckende Bronzemodell hervorgeht. In der Rückschau wird die Festung zunehmend romantisch verklärt.

Der Viadukt erweist sich nach der Schleifung der Festung 1867 schon bald als zu eng für den Verkehr der sich ausdehnenden Stadt. 1896 werden erste Pläne für eine neue Brücke erstellt. Am 14. Juli 1900 legt Großherzog Adolph den Grundstein. Der Stand der Bauarbeiten wird von Anfang an regelmäßig von dem Luxemburger Hof-Fotografen Charles Bernhoeft dokumentiert. Anlässlich der Jungfernfahrt der Eisenbahnlinie Echternach-Luxemburg wird die Brücke am 19. April 1904 feierlich eingeweiht.

Die Blüte der Stadt Luxemburg (1883-1903)

Dernière mise à jour