Die frühere Festungsstadt verändert sich in atemberaubendem Tempo. Die nun „offene” Stadt wächst rasant. Neue Viertel entstehen an den Ausfallstraßen und bieten dem Bürgertum die Möglichkeit zur Selbstdarstellung. Der Bau der Adolph-Brücke eröffnet neue Perspektiven und erschließt einen neuen Stadtteil zwischen Altstadt und Bahnhof. Den Einwohnern bieten sich völlig neue Aussichten auf ihre Stadt von Standorten aus, die jahrhundertelang unzugänglich waren, da sie im militärischen Sperrgebiet lagen. Der bekannte französische Landschaftsgestalter Edouard André legt im Auftrag der Stadt auf den Festungsbrachen weitläufige Parkanlagen an, die bis heute einen grünen Gürtel um die Innenstadt formen.
Bald schon entwickelt sich eine gewisse Festungsnostalgie. Besonders pittoreske Elemente, wie die Drei Eicheln von Fort Thüngen, die sogenannten Spanischen Türmchen oder der Malakoff-Turm bleiben erhalten. Die noch verbliebenen Bauinschriften werden sorgfältig herausgelöst und für ein zukünftiges Museum eingelagert. Guillaume Weydert, Kapitän der Freiwilligenkompanie der neu strukturierten luxemburgischen Streitkräfte, schafft ein großformatiges und detailreiches Gipsmodell der ehemaligen Festung, von dem 1903 in einer aufwändigen Aktion das beeindruckende Bronzemodell angefertigt wird. In der Rückschau wird die Festung zunehmend romantisch verklärt.
Der Viadukt erweist sich nach der Schleifung der Festung 1867 schon bald als zu eng für den Verkehr der sich immer weiter ausdehnenden Stadt. 1896 werden erste Pläne für eine neue Brücke erstellt. Am 14. Juli 1900 legt Großherzog Adolph den Grundstein. Der Baufortschritt wird von Anfang an regelmäßig von dem Luxemburger Hoffotografen Charles Bernhoeft dokumentiert. Anlässlich der Jungfernfahrt der Eisenbahnlinie Echternach-Luxemburg wird die Brücke am 19. April 1904 feierlich eingeweiht.