Charles Bernhœft war Porträtfotograf, erster Hoffotograf der großherzoglichen Familie, Herausgeber von Bilderalben und setzte sich als Erfinder mit der Verbesserung künstlicher Beleuchtungstechniken in Fotostudios auseinander. Somit ist er der bedeutendste luxemburgische Fotograf am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts, dem das Nationalmuseum für Geschichte und Kunst bereits 2006 eine große Retrospektive gewidmet hat. Die Ausstellung im Musée Dräi Eechelen beschäftigt sich vor allem mit der Rolle seiner Fotografien bei der Ausbildung einer nationalen Identität in Luxemburg.
Dabei waren zwei Bildmotive besonders wichtig: einerseits die Porträts der Landesväter und der großherzoglichen Familie, andererseits die malerischen Landschaften Luxemburgs mit den historischen Bauwerken und das sich nach der Schleifung der Festung ändernde Bild der Hauptstadt. Verbreitung erfahren Bernhœfts Fotografien in unterschiedlicher Form: als klassisch entwickelte und für den Verkauf bestimmte Bildabzüge, als Lichtdrucke in thematischen Alben oder als illustrierte Postkarten, die in großem Umfang in Umlauf gebracht wurden. Im Jahre 1895 erschien wöchentlich eine Illustrierte mit seinen Aufnahmen.
So trugen die Fotografien von Charles Bernhœft dazu bei, dass sich das Bild Luxemburgs in der Wahrnehmung seiner Bürger grundlegend änderte. Als visuelle Identifikationsobjekte förderten sie im Laufe der Zeit das nationale Identitätsbewusstsein, bevor sie sich im kollektiven Gedächtnis verankerten und schließlich zu historischen Dokumenten für die nachfolgenden Generationen wurden.